In FCMS bündeln vier deutsche unabhängige Traditionsunternehmen wesentliche Schlüsseltechnologien aus Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheit und Verteidigung, um das zu entwickelnde Future Combat Air System sicher, vertrauenswürdig und robust digital zu vernetzen und gemeinsam mit europäischen Partnern zu führen.
VERNETZTE SENSORIK UND EFFEKTORIK
Betrachtet man die Fähigkeiten von zukünftigen gegnerischen Luftverteidigungssystemen sind zahlreiche technologische Trends erkennbar. So wird es im Bereich der multifunktionalen Aufklärung (passiv sowie aktiv) und der Zielerfassung, dem Elektronischen Kampf oder der Luftabwehrraketensysteme viele Weiterentwicklungen geben. Diese Fähigkeiten werden über alle Erbringungsdimensionen durch Vernetzung und Automatisierung zu einem agilen Gesamtsystem integriert. Ein derartig entwickeltes Luftverteidigungsnetzwerk, mit verschiedener Sensorik und Effektorik an den Eckpunkten, wird für Luftoperationen eines NGWS-Verbundes ein hochdynamisches und komplexes Bedrohungspotential darstellen. Darauf gilt es, eine flexible und robuste Antwort zu finden.
Der NGWS-Verbund muss also ein mit passenden Fähigkeiten ausgestattetes und mit der entsprechenden Sensorik und Effektorik verknüpftes eigenes Netzwerk darstellen. Damit können gegnerische Luftverteidigungsnetzwerke effektiv aufgeklärt und bekämpft werden. Dazu müssen eine Vielzahl von Aufgaben aus den Bereichen Aufklärung, Ziel-Erfassung, -Erkennung und -Verfolgung sowie Zielbekämpfung (kinetisch, elektromagnetisch) und Selbstschutz koordiniert und zeitsynchron mit höchster Genauigkeit und hochgradig automatisiert, mit dem Menschen in Entscheidungsprozessen eingebunden, durchgeführt werden.
Es muss demnach ein multidimensionales „4π Meta Sensor-Effektorsystem“ erzeugt werden: „4π“ bezeichnet den vollen Raum. Dies erlaubt die notwendige schnelle Orchestrierung im integrierten Sensor-Effektor-Verbund, nicht nur als Gegenpol zu den bodengebundenen gegnerischen Luftverteidigungsnetzwerken, sondern auch zu erwarteten gegnerischen FCAS und NGWS. Vielfach werden dabei einzelne Sensoren und Effektoren zum Beispiel auf Basis von Multifunktionalität mehrere Aufgaben gleichzeitig parallel erfüllen müssen. Den Weg dahin ebnen heute schon E-Scan-Systeme oder verteilte Aperturen passiver Sensorsysteme, die mehrere Aufgaben beispielsweise mittels der elektronischen Strahlsteuerung und geeignetem Ressourcenmanagement synchron durchführen können.
Diese Fähigkeiten des Sensor-Effektor-Verbundes müssen in einem serviceorientierten Ansatz vertikal in die Missionssysteme und horizontal über alle Erbringungsdimensionen integriert werden. Die Aufgabe lautet: agiere und wirke im Netzwerk (Air Combat Cloud) schneller und präziser (über echtzeitfähige Sensor-Effektor-Verbünde/Subnetze), als der Gegner! Hierbei ist es essentiell, dass die Information über alle Integrationsebenen adäquat und stufenweise verdichtet wird. Einen Zustand wie ihn kürzlich Lt. Gen. David A. Deptula (Air Force Deputy Chief of Staff for Intelligence, Surveillance and Reconnaissance) identifizierte, nämlich, dass das Risiko des „Swimming in Sensors but drowning in Data“ bestehe, muss in jedem Fall vermieden werden.
Hierzu werden insbesondere die smarten Sensorsysteme einen wichtigen Beitrag leisten. Unterstützt durch (KI)Algorithmen werden diese adaptiv eine grundlegende taktische Informations- und Datenbasis generieren, die flexibel und interoperabel auf höheren Ebenen weiter aggregiert und fusioniert werden kann. Dies erlaubt dann eine geeignete Informationsbasis mit notwendiger Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit zielgerichtet zu erzeugen: die Grundlage für eine Situationsbewertung und für die Entscheidungsunterstützungssysteme für den Piloten.
Um all dies überhaupt erst zu ermöglichen, wird die Verfügbarkeit eines robusten Netzwerkes unabdingbar. Benötigt werden daher hochperformante Datenlinks, die die fliegenden Einheiten miteinander verbinden. Durch die hohe Geschwindigkeit und Agilität der Objekte sind reaktionsschnelle und verzögerungsarme Funkverfahren notwendig. Diese müssen gleichzeitig störsicher sowie schwer entdeckbar sein und eine hohe Reichweite bei gleichzeitig hoher Datenrate zur Verfügung stellen. Aufgrund der Kritikalität von Missionen und der Sensitivität der Daten ist ein Informationsschutz mit starken Kryptoverfahren und eine Unempfindlichkeit gegenüber Cyber-Angriffen notwendig. Spezielle Anwendungen, die Video- oder Bilddatenübertragung nutzen, führen gleichzeitig zur Forderung nach hohen Datenraten. Die Kombination dieser anspruchsvollen Eigenschaften muss energieverbrauchsarm und mit geringem Footprint umgesetzt werden, um agile Flugobjekte unterschiedlicher Größe bedienen zu können.
Unabdingbar für die Erfüllung der oben genannten Anforderungen ist der Einsatz von gerichteten Antennen (AESA = Active Electronically Scanned Array), die an vielen Stellen der Plattformen angebracht sein müssen, um eine komplette Funkabdeckung im Raum zu ermöglichen. Teilweise werden diese Antennen im Rahmen Multifunktionalität auch zusätzliche Fähigkeiten wie beispielsweise des Elektronischen Kampfes mit bedienen müssen. Weiterhin müssen die AESAs der Form der Flugobjekte angepasst sein, um die schwere Entdeckbarkeit nicht zu kompromittieren.
Um ein multidimensionales „4π Meta Sensor-Effektorsystem“ zur Verfügung stellen zu können, müssen die zukunftsfähige Lösungen auf geeignete Rahmenbedingungen treffen. Neben einer geeigneten Basis an verschiedener multifunktionalen Sensorik, Effektorik und Datenlinks müssen flexible Interfaces zum Missionsmanagement und Funktionalitäten für das Missionsmanagement mitberücksichtigt werden. Die Integration in unterschiedlichste Plattformen sowie in die C4I-Umgebung bringen zusätzliche Rahmenbedingungen mit. Begleitend hierzu muss ein geeignetes Framework im Bereich der Ausbildung, Missionsplanung, Missionsdurchführung sowie der Missionsnachbereitung aber auch der Logistik geschaffen werden. Das Ziel muss sein, dass die Funktionalität der vernetzten Effektorik und Sensorik plattformunabhängig und übergreifend über die Erbringungsdimensionen implementiert und von den Streitkräften genutzt werden kann.
Neben den technologischen Rahmenbedingungen und der Verfügbarkeit entsprechender Ressourcen sind folgende Aspekte von mitentscheidender Bedeutung: Alle national und international Beteiligten müssen sich zu echtem Teamwork im besten Sinne einer Joint & Combined Mission bekennen. Ziel muss es sein, nicht den heutigen technologischen Status Quo abzubilden, sondern, das was im Jahr 2040 möglich und nötig ist, heute vorzubereiten und Schritt für Schritt zu realisieren – die FCAS-Version 1.0 muss die Full Operational Capability darstellen – ein „Minimum Viable Product“ reicht nicht aus.
Damit der Aufbau dieser komplexen Fähigkeit in der technologischen Breite und Tiefe vorangetrieben werden kann, haben die Firmen Hensoldt, Diehl Defence, ESG und Rohde & Schwarz beschlossen, ihre Fähigkeiten in dem FCMS-Industriekonsortium zu bündeln. Durch enge Zusammenarbeit auch mit nationalen und internationalen Partnern wird das FCMS-Industriekonsortium dafür sorgen, die kommenden Herausforderungen für die Entwicklung des NGWS erfolgreich zu meistern.
Nach der gestrigen Vertragsunterzeichnung im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr wird ein Industriekonsortium aus Airbus Defence and Space, German FCMS GbR und MBDA Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung an Schlüsseltechnologien für das Next Generation Weapon System (NGWS) arbeiten.
Das FCMS-Industriekonsortium bündelt mit den deutschen Unternehmen Hensoldt Sensors GmbH, Diehl Defence GmbH & Co. KG, ESG Elektroniksystem-und Logistik-GmbH und Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG wesentliche Kernkompetenzen aus dem Bereich der für das FCAS/NGWS-Programm einschlägigen nationalen Schlüsseltechnologien unter einem Dach.
- FCMS bietet breites und technologisch fundiertes nationales Technologie-Know-how für das FCAS/NGWS Programm und stellt die erforderliche nationale Beitragsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit im Bereich der 6th Generation Missionssysteme sicher
- Enge partnerschaftliche Zusammenarbeit mit führenden Forschungsinstituten und Universitäten
- Die beteiligten Unternehmen stellen mehr als 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in High-Tech Jobs in Deutschland und mehr als 22.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit
- Gemeinsam decken die Unternehmen mehr als 80% der deutschen Schlüsseltechnologiebereiche in NGWS ab und halten zudem mehr als 7.600, zum Großteil für NGWS relevante, Patente
Mit dem Sensor-Effektor-Verbund von FCMS wird der Game Changer für Operationen ab 2040 gestellt.